Article: Der Sprachkalender - eine Sonderform des Lehrwerks




Published in: Fremdsprachen und Hochschule 74 (2005), 125-140.___________________________


Der Sprachkalender – eine Sonderform des Lehrwerks

Thomas Tinnefeld (Göttingen)


0. Einleitung

Sprachkalender erfreuen sich seit ihrer Einführung einer immer größer werdenden Beliebtheit. Auch wenn über diese Aussage noch keinerlei statistischen Erhebungen vorliegen, ist sie doch an zwei Entwicklungen abzulesen:
- Auf Grund Ihrer jeweiligen Publikation kurz vor dem Jahreswechsel werden Sprachkalender gern als Weihnachtsgeschenke verwendet: Familienmitglieder, Freunde und Bekannte, von denen man weiß, dass sie sprachlich interessiert sind und eine bestimmte Fremdsprache (gut) beherrschen bzw. erlernen wollen, sind dann willkommene Adressaten, zumal das Geschenk Sprachkalender sich von Jahr zu Jahr wiederholen lässt, dabei immer wieder neu bleibt und somit die Kreativität des Schenkenden nicht allzu sehr strapaziert wird.
- Ein weiteres Indiz der zunehmenden Beliebtheit von Sprachkalendern ist daran abzulesen, dass sie noch vor einigen Jahren im Januar nach ihrem jeweiligen Erscheinen zu Hauf zu reduzierten Preisen angeboten wurden. Sprachkalender unter solchen Preisbedingungen zu erstehen, ist jedoch in den letzten Jahren zunehmend schwieriger geworden, da ihre Auflagen auch zum jeweils regulären Preis nahezu vollständig verkauft werden.

Es mag zunächst vermessen erscheinen, Sprachkalender als Lehrwerke anzusehen. Dennoch sind sie es. Ein Sprachkalender ist ein Lehrwerk in Mikroform, das viele Gemeinsamkeiten mit dem traditionellen Lehrwerk aufweist, jedoch auch einige, sehr attraktive Besonderheiten und solche, die es einem herkömmlichen Lehrwerk gegenüber überlegen erscheinen lässt. Die genannten Gesichtspunkte werden im Folgenden im Rahmen unserer Analyse entsprechend herausgearbeitet, jedoch sei bereits an dieser Stelle erwähnt: Bei Sprachkalendern handelt es sich zwar um Lehrwerke, ihr Charme liegt jedoch zumindest partiell darin, dass dieser Lehrwerkcharakter bei den Benutzern nicht offenkundig zu werden scheint und dadurch auch keine mit Lehrwerken gemeinhin einhergehenden negativen Assoziationen freigesetzt werden. Ein Lehrwerk kann neutral sein, es kann jedoch auch negativ besetzt sein; ein Sprachkalender ist – auf der Basis informeller Aussagen von Lernenden – nahezu ausnahmslos positiv besetzt.


Wir beziehen uns in unserer Analyse auf romanische Sprachen: das Französische, das Spanische und das Italienische. Zudem berücksichtigen wir die Sprachkalender hier nicht punktuell, sondern durch die Zeit hindurch - von 1994 bis 2005


Im Folgenden wird zunächst auf Lehrtexte eingegangen, danach auf freie Übungsformen. Der zweite Teil unserer Reflexionen bezieht sich mehrheitlich auf solche Gesichtspunkte, die in herkömmlichen Lehrwerken nicht oder kaum vorzufinden sind.


1. Lehrtexte

1.1 Darstellende Texte, Dialoge, Kochrezepte

Die eigentlichen Lehrtexte stellen in den Sprachkalendern mit Sicherheit die wichtigste Textsorte dar. Sie lassen sich im Wesentlichen unterteilen in:
- darstellende Texte
- Dialoge
- Kochrezepte.

Eines der wesentlichen Charakteristika dieser Lehrtexte besteht darin, dass in ihnen versucht wird, sprachliche und kulturelle Aspekte der Zielsprache bzw. des Ziellandes / der Zielländer miteinander zu verbinden. Wir beschäftigen uns zunächst mit den darstellenden Texten.
In den darstellenden Texten – wie im Übrigen auch in den Dialogen – wird nicht selten versucht, dem Lerner wichtige Aspekte des Alltagslebens nahe zu bringen, beispielsweise das Phänomen der heures de pointe:
Heures de pointe
Premier jour de travail; ce matin Denis doit se lever tôt. Comme le laboratoire se trouve dans la banlieue d´avignon, il faut prendre deux bus pour y arriver. Cela prend du temps, surtout avec les embouteillages des heures de pointe. Mais Denis, qui n’a pas l’habitude de prendre les transports en commun, est étonné par le nombre de gens dans le bus. On y est comme des sardines et à chaque arrêt il y a d’autres passagers qui montent! Denis étouffe: demain il prendra son vélo pour aller travailler.(08.03.2004, Französisch)[1]
Die heures de pointe stellen einen wichtigen Aspekt des Alltagslebens Frankreichs dar. Ihre Schilderung ist lebensnah. Der zu dem Thema präsentierte Text ist – wie alle Lehrtexte der Sprachkalender – zwar von realitätsvergröberndem Charakter, dennoch wird das Grundphänomen deutlich. Es wird versucht, dieses auf eine bestimmte Person – hier Denis – zu beziehen. Mit dem Hinweis darauf, dass dieser am Folgetag das Fahrrad für den Weg zur Arbeit benutzen werde, wird sogar versucht, auf indirektem Wege ein wenig Umweltbewusstsein zu wecken.


Eine andere Möglichkeit der darstellenden Lehrtexte wird in der Weise genutzt, dass über Kuriositäten berichtet wird, die in der zielsprachlichen Kultur mehr oder minder präsent sind. Dies ist der Fall des copito de nieve, eines weißen Gorillas, der im Zoo von Barcelona lebt (23./24.10.2004, Spanisch). Es handelt sich hierbei um interessante Phänomene oder auch Begebenheiten, die den Lernern das Zielsprachenland auf sympathische Weise näherbringen.

Auch die Dialoge sind oft so ausgerichtet, dass sie zentrale Aspekte des Zielsprachenlandes thematisieren, wie beispielsweise la vendimia (die Weinlese) (06.10.2004, Spanisch), die in solchen Weinländern wie Spanien oder Frankreich zum Bewusstsein der Menschen gehört. Die leichtfüßig anmutende, dialogische Aufbereitung vermittelt hier Landeskundekenntnisse ohne den viel zitierten „erhobenen Zeigefinger“. Dieser pädagogische Ansatz ist für erwachsene Lerner von hoher Relevanz, da sie informiert werden, ohne belehrt zu werden.

Gleiches gilt für den Text Une offre intéressante (03.03.2004, Französisch), in dem eine Tätigkeit für eine Zeitarbeitsfirma thematisiert wird, also eine Arbeitsform, die in den vergangenen Jahren auf Grund der angespannten Situation auf dem Arbeitsmarkt immer aktueller geworden ist. Hier erkennen die Lernenden, dass im französischen Kontext eine ähnliche Problematik herrscht wie im deutschen, dass die Situation auf dem Arbeitsmarkt sich ebenso schwierig darstellt und man sich daher um alternative Arbeits- und Beschäftigungsformen kümmern muss. Durch solche Texte wird das Identifikationspotential mit dem Land der Zielsprache erhöht.

Eine weitere Möglichkeit der Nutzung dialogischer Lehrtexte besteht darin, in bestimmten Altersgruppen allgemein relevante Kommunikationssituationen zu thematisieren, wie beispielsweise in dem Text En boîte (04.05.2005, Französisch). In diesem Text, in dem sprachliche und Bildelemente verknüpft werden, werden grundlegende Versatzstücke vermittelt, die für die Kommunikation in einer Diskothek von Bedeutung sein können: eine kurze Vorstellung, der Ausdruck eines Getränkeangebotes und die Aufforderung zum Tanzen. Eine solche Darstellung geht zwar nicht in die Tiefe, sie ist jedoch kommunikativ ausgerichtet, pragmatisch und hochgradig funktional.

Eine weitere Form der Lehrtexte stellen Kochrezepte dar. Als Beispiel möge hier die fondue savoyarde dienen (28./29.02.2004, Französisch). Diese Kochrezepte, die alle Sprachkalender durchziehen – aus diesem Grunde reicht es hin, hier nur ein Beispiel zu zitieren –, wenden sich an kulinarisch interessierte Lerner. Auch sie erhöhen das Identifikationspotential mit der zielsprachlichen Kultur erheblich, da sie - sollte man diese Rezepte nachkochen – auf diese Weise durchaus multisensoriell wirken können. Ein wichtiger Aspekt, der bei der Darstellung von Kochrezepten hinzutritt, ist das Faktum, das ein gegebenes Rezept mit einer Quizfrage verbunden wird, die dann auf der Rückseite des Kalenderblattes aufgelöst wird.

Es ist unmöglich, die große Vielfalt der in den Sprachkalendern vorzufindenden Lehrtexte auf begrenztem Raum auch nur annähernd befriedigend darzustellen. Wichtig war es hier, einen ersten Eindruck zu vermitteln, der ihre Funktionalität ebenso erahnen lässt wie das Vermittlungspotential an sprachlichem und sachlichem Wissen, das ihnen inhärent ist.


1.2 Jahreszeitliche Ausrichtung

Die jahreszeitliche Ausrichtung der Sprachkalender lässt sich am besten an Hand eines zentralen Festes im Jahreskreis exemplifizieren. Als Beispiel sei hier Weihnachten gewählt. Die Art und Ausrichtung der jahreszeitlich angepassten Texte mag leicht variieren - auf ein Fest dieser Größenordnung wird jedoch in dieser oder jener Form in jedem Kalender eingegangen, beispielsweise dadurch, daß La veille de Noël beschrieben wird:
La veille de Noël
Demain ça y est! Mme Lenoir et Sylvie vont préparer le réveillon de Noël. Au menu il y aura des huîtres, des fonds d’artichauts au foie gras, un gratin de pommes de terres (sic!) avec des cèpes, du fromage et une bûche aux marrons. Après le dîner, toute la famille ira à l’eglise pour la messe de minuit.(23.12.1994, Französisch)
Angesichts der extremen Kürze dieses Textes ist es bemerkenswert, wie viele landeskundliche Informationen hier untergebracht werden: Es existiert in Frankreich ein Weihnachtsessen; im Unterschied zu Deutschland können dort beispielsweise Austern, Artischockenherzen oder Gänseleber aufgetischt werden; danach wird in die Kirche gegangen. Auf sehr funktionale Weise wird somit eine Möglichkeit des Weihnachten-Feierns in Frankreich thematisiert.


Der Text mit einem ganz ähnlichen, Titel Veille de Noël, zehn Jahre später, sieht wie folgt aus:
Veille de NoëlIl est difficile de s’endormir quand on sait que le père Noël va passer dans la nuit. Encore et encore, Rosalie se retourne dans son lit et dresse l’oreille. Il y a toutes sortes de bruits dans la maison, mais ce sont sans doute les parents qui s’affairent au rez-de-chaussée. Nathan a dit que le père Noël ne passe jamais avant que tout le monde ne dorme...Mais est-ce que le père Noël va bien apporter ce que Rosalie a demandé? Pourvu qu’il n’oublie pas les perles pour fabriquer des colliers et des bracelets!(24.12.2004, Französisch)
Wie rasch ersichtlich wird, ist dieser Text ganz anders strukturiert und hebt deutlich unterschiedliche Gesichtspunkte hervor. Von Bedeutung sind hier der père Noël und die Hoffnungen, die die Kinder mit ihm verbinden – ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt der Begehung des Weihachtsfestes in Frankreich. Bereits an dieser Stelle wird deutlich, dass in den Sprachkalendern versucht wird, innerhalb der verschiedenen Jahre auch an identischen Daten textuelle und informationstechnische Variationen vorzunehmen. In dem aktuellsten zum Französischen vorliegenden Kalender wird auf die kurze Geschichte des Liedes Petit Papa Noël eingegangen (24./25.12. 2005, Französisch). Es wird deutlich, dass man, wenn man sich mit dem Französischen beschäftigt, dieses Lied kenne sollte, d. h. die Lerner werden für dessen Existenz – so sie sich ihrer noch nicht bewusst geworden sind – sensibilisiert.


Im italienischen Kalender wird auf das Einkaufsverhalten zum Weihnachtsfest eingegangen (23./24.12.2000; Italienisch). Auch in diesem Text wird deutlich, wie dieses in Italien vor sich gehen könnte und welche Standardgeschenke auch dort gemacht werden. Mit Hilfe dieser Informationen wird wiederum ein hohes Identifikationspotential der Lerner mit dem Land der Zielsprache erreicht.
Im spanischen Kalender aus dem Jahre 1997 wird auf eine Möglichkeit eingegangen, Weihnachten im Büro zu feiern:
Fiesta en la oficinaMartín: ¿Cómo celebrasteis la Navidad en la oficina?Felipe: Esta vez fue muy amena la celebración. Cada uno tenía que traer una cosa muy cutre que a nadie le gustara. Durante diez minutos, por turno uno podía cambiar la suya con una que le gustaba un poco más.(22.12.1997, Spanisch)
Für deutsche Lernende stellt sich hier entweder eine Möglichkeit dar, die sie ohnehin kennen und die sie eine gewisse mentale Verbindung mit Spanien aufbauen lässt, oder eine Form der Begehung des Weihnachtsfestes im Arbeitskontext, die auf das eigene Büroumfeld übertragbar wäre. Es handelt sich somit in beiden Fällen um wertvolle Informationen. Wird entsprechend im Büro gefeiert, ergeben sich Vokabeln, die auf diese Situation zumindest mental von den Lernern angewandt und somit auch auf diese Weise im Bewusstsein gehalten werden können. Der Text vom 24.12.2004 (Spanisch) mit dem Titel ¿Qué habrá en el saco? beschäftigt sich mit der Neugier der Kinder:
¿Qué habrá en el saco?Ana: ¿A qué hora será el reparto de los regalos?Teresa: Todavía tienes que esperar dos horas. Ya sé que estás muy nerviosa. Paciencia, hija. Paciencia.: Yo ya he mirado por el agujero de la puerta. He visto varios paquetes enormes.Julio: Niños, yo sé que tenéis muchas ganas de ver los regalos, pero antes quiero que ayudéis a mamá a preparar la comida.(24.12.2004, Spanisch)
Wenn dieser Text auch nicht viele landeskundliche Informationen enthält, so thematisiert er mit der Neugier der Kinder doch einen Gesichtspunkt, der eine internationale Konstante darstellt.

Zu solchen Festen wie Weihnachten ist es in den Kalendern jedoch nicht nur üblich, dialogische Texte zu bringen, wie wir sie bis hier untersucht haben, sondern durchaus auch darstellende Texte, die dann meist einen historischen Bezug haben, wie der Text mit dem Titel Il primo presepio (23./24.12.2000, Italienisch), in dem die Ursprünge der Krippe beschrieben werden. In aller Kürze wird auf die Historie eingegangen. Dies geschieht erneut nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern in informativer Form, die erwachsenen Lernern angemessen ist:
Il primo presepioNel 1223 San Francesco decide insieme ad un suo amico di riprodurre il povero scenario nel quale era nato Gesù: un fienile, una mangiatoia, un po´ di paglia e qualche animale. Il due organizzano tutto per la notte del 25 dicembre. Gli abitanti dei paesini vicini arrivano con fiaccole e candele per assistere alla messa di Natale. Tutti rimangono sbalorditi avanti all’improvvisato presepe e capiscono che Gesù è veramente nato povero tra i poveri. Da quella data i cristiani hanno preso l’abitudine di allestire il presepe nelle loro chiese e nelle loro abitazioni. Le figurine sono di vari materiali: gesso, cartapesta o legno.(23./24.12.2000, Italienisch)
Es wird deutlich, dass die jahreszeitliche Ausrichtung der Texte der Sprachkalender eine große Chance und eine erhebliche Attraktivität dieser darstellt. Weihnachten ist hier herausgegriffen worden, es könnten jedoch auch andere, jahreszeitlich ausgerichtete Anlässe exemplifiziert werden. Wichtig ist hier der folgende Aspekt: Man kann für jedes Lehrwerk davon ausgehen, dass jahreszeitliche Ausrichtungen dort ebenfalls vorgenommen werden. Es wird kaum ein Lehrwerk des Französischen, Spanischen, Italienischen usw. geben, in dem nicht auf Weihnachten rekurriert wird. Aber: Nur die Sprachkalender erlauben es, Weihnachten und andere Feste dann zu behandeln, wenn sie zeitlich aktuell sind. Durch die Anbindung an die entsprechenden Daten wird somit eine Aktualität, ein mentaler Bezug zu dem Lebensumfeld des Lernenden hergestellt, der auf andere Weise so nicht möglich wäre. Diese Unmittelbarkeit zwischen dem begangenen Fest einerseits und dessen Behandlung in den Lehrtexten andererseits kann nur in einem Sprachkalender vonstatten gehen, sie kann nur dort befriedigend umgesetzt werden. Hierin liegt ein wichtiger Vorteil des Sprachkalenders gegenüber dem herkömmlichen Lehrwerk.


2. Freie Übungsformen


2.1 Kreuzworträtsel

Kreuzworträtsel sind eine feste Konstante in Sprachkalendern durch alle Sprachen hindurch. Zu einer besseren Orientierung seien nachstehend einige Beispeile von Kreuzworträtseln genannt:
- Trouvez les sept mois qui rentrent dans les cases (04.08.1994, Französisch): Finden der Monate janvier, février, avril, mai, juin, juillet und octobre.
- Les mois de l´année (01.01.2004, Französisch): Herausfinden der Monate janvier, février, mars, mai und juillet.
- Tout pour l´école (07.01.2005, Französich): Finden der Substantive carnet, stylo, crayon, règle, cahier und encre.
- La scolarité (12/13.03.2005, Französich): Finden der Substantive baccalauréat, collège, lycée, élèves und professeur.
- Remplissez la grille suivante (20.12.2005, Französisch): Von einem bis zu sieben Buchstaben aufsteigende bzw. von sechs Buchstaben bis zu einem Buchstaben absteigende Wörter, die mir dem Buchstaben r beginnen.
- Temas de este calendario (25.12.1997, Spanisch): Wiederholung zentraler Themen dieses Kalenders.
- El tiempo (04.12.1997, Spanisch): Finden der Substantive calor, nieve, tormenta, relampago, viento, lluvia und sol.
- Quale fiore caratterizza la Festa della Donna (09.03.2000, Italienisch): Vermischter Ansatz; Lösungswörter: mesi, inverno, primavera, anno, estate, autunno; daraus gebildete Endlösung: mimosa.

Mit Ausnahme der thematischen Wiederholung im spanischen Kalender von 1997 und des zuletzt genannten italienischen Rätsels sind alle aufgeführten Kreuzworträtsel auf ein lexikalisch sehr eng begrenztes Feld bezogen – eine Ausrichtung, die intentional geschehen ist. Im Unterschied zu diesem Rätseltyp, wie er in Zeitschriften vorzufinden ist und auch in Lehrwerken auftaucht, liegt hier eine Mikroform des Kreuzworträtsels vor, die rasch durchführbar ist und eine Konzentration auf das Wesentliche erlaubt. Der Vorteil der lexikalischen Begrenzung liegt zweifelsohne darin, dass die erarbeiteten Wörter mental im Kontext gesucht und – sollten sie bis dato unbekannt sein – relativ leicht behalten werden. Zudem lässt sich ein solches Kreuzworträtsel immer auch im Tagesgeschäft unterbringen: Der Motivationsaspekt wird dadurch gefördert, dass man in der Fremdsprache aktiv geworden ist und diese Arbeit dann auch beendet hat. Wären die Kreuzworträtsel umfassender und müsste man sie unvollendet zurücklassen, bevor das nächste Kalenderblatt bearbeitet wird, bliebe beim Lerner ein Gefühl des Unbehagens zurück.

Diese Zusammenhänge verdeutlichen, dass das Kreuzworträtsel hier bewusst als Mikroform genutzt wird; es wird in der breiten Mehrzahl der Fälle thematisch ausgerichtet, und es ist mit großem motivationalem Gehalt versehen. Die traditionelle Form der Kreuzworträtsels wird hier somit in einer Weise funktionalisiert, die Lob verdient.


2.2 Übrige Rätsel

Die übrigen Rätsel, die in den Sprachkalendern angeboten werden, dienen weniger der Überprüfung der Allgemeinbildung als vielmehr der Motivation der Lernenden, dem Spaß am Lernen wie auch dem Aufbau der Kenntnis interessanter landeskundlicher Informationen, die in Gesprächen mit Muttersprachlern durchaus zur Erwähnung kommen können. Ein Beispiel sei die folgende devinette:
Une de ces trois chanteuses, qui est née près de la frontière allemande, a commencé sa carrière dans un cabaret de Sarrebruck, le «Rumpelkammer», avant de connaître le succès en Europe. De qui s’agit-il? (22./23.01.2005 Französisch)
Hier werden drei Lösungen vorgegeben, von denen Patricia Kaas die richtige ist. Mit Hilfe von Informationen wie der hier gegebenen, dass Patricia Kaas ihre Karriere in dem Kabarett Die Rumpelkammer in Saarbrücken begonnen hat, kann man durchaus auch Franzosen beeindrucken, was zum erfreulichen Fortgang einer einmal eingeleiteten Konversation führen dürfte.
Eine andere Form des Rätsels ist die syntaxbasierte:
Retrouvez l’ordre des mots.Né Berlin je à suis, je Français mais suis.Allemagne habite en j´toujours,parle les allemand donc tous je jours,ma si langue même le maternelle est français.(29.03.2005, Französisch).
Hier lernen die Benutzer des Sprachkalenders, ein Gefühl für den französischen Satzbau zu entwickeln. Alle Elemente sind gegeben; die syntaktische Begrenzung ist diejenige der Zeile, und innerhalb dieser sind die Elemente so zu strukturieren, das ein korrekter französischer Satz entsteht. Hier haben wir es mit einer Syntaxvermittlung auf spielerischem, auf vergnüglichem Niveau zu tun.

Mit Hilfe des Rätsels wird nicht nur die Syntax geschult, sondern auch die Wortbildung. So können beispielsweise drei Verben, gegeben sein: composer, propulser, disparaître, und es wird gefragt: Quel verbe convient à ces trois préfixes? (29./30.01.2005, Französisch). Die Antwort ist poser: composer, proposer, disposer. Auf diese Weise werden die Lernenden darin geschult, Lexeme in ihrer inneren Struktur zu betrachten und Interdependenzen zwischen verschiedenen Lexemen des Französischen zu erkennen. Interessant bei dieser Übung ist, dass hier nicht – wie in den meisten Fällen – auf die Präfixe abgehoben wird, sondern auf das Basisverb.

Rätsel können auch landeskundlich orientiert sein, wie im folgenden Fall, in dem gefragt wird: ¿Cómo se llama la costa entre? und dann die verschiedenen Möglichkeiten von a) bis g) zitiert werden (27.02.1997, Spanisch). Hier wird versucht, den Sprachlernern geographische Landeskundeinformationen näherzubringen und sie möglicherweise dazu zu bewegen, diese Informationen im Atlas nachzuschlagen, um sie visuell einordnen zu können. Diese landeskundliche Ausrichtung von Rätseln auf spielerische Art bedeutet auch hier wieder ein Lernen ohne Belehrung.

Eine weitere Möglichkeit der Vermittlung der Regularitäten der spanischen Wortbildung mit Hilfe von Rätseln ist die folgende, die durch die Frage eingeleitet wird: ¿Qué palabras se pueden combinar? Aufgeführt werden: abre-tortillas, saca-choques, vuelve-latas, limpia-corchos, para-lotodo und sabre-parabrisas (20.03.1997 Spanisch). Nach der Auflistung der richtigen Lösungen abrelatas, sacacorchos, vuelvetortillas, limpiaparabrisas, parachoques und sabelotodo wird zudem die Regel gegeben: „Die meisten zusammengesetzten Wörter im Spanischen werden nach dem Prinzip: Verb (in der 3. Person Singular) + Substantiv (im Plural) gebildet“ (20.03.1997 (Rückseite), Spanisch). Auf diese Weise wird den Lernenden eine wichtige Regel der spanischen Wortbildung mit Hilfe vergnüglicher Praxis, mittels der aktiven Lösung eines gegebenen Rätsels und somit eigener mentaler Involvierung, gegeben, was durch eine kurze, gut formulierte Regel untermauert wird. Funktionaler kann kaum gelernt werden.


3. Lösungen und Übersetzungen

Das Grundprinzip der Vermittlung eines Feedbacks an die Lernenden besteht darin, die gegebenen Übungen und Rätsel zu lösen und die Lehrtexte zu übersetzen. Gegen diese beiden Methoden ist im Prinzip nichts einzuwenden, da sie für ein Selbstlern-Lehrwerk mehr oder minder die einzige mögliche Form darstellen. An den Lösungen wäre generell zu kritisieren, dass jeweils nur eine einzige angegeben wird, jedoch sind die grammatischen Übungen so konzipiert, dass in der Tat nur eine Lösung möglich ist. Die Übersetzungen der Lehrtexte sind so gehalten, dass in ihnen immer auch die Struktur des fremdsprachlichen Ausgangstextes erkennbar bleibt, obwohl ins Deutsche in idiomatischer Form übersetzt wird. Durch diese Form der Präsentation wird der Lernende in die Lage versetzt, Vokabular in Aktion zu erleben, und er kann dabei entscheiden, welche Vokabeln für ihn wichtig sind, welche er dadurch in seinen aktiven Wortschatz aufnehmen und welche er auf Grund ihrer geringen Bedeutung für sein eigenes Lebensumfeld nicht lernen möchte. Auch dies ist sehr funktional.


4. Kontinuität

Ein bemerkenswerter positiver Gesichtspunkt der Sprachkalender gegenüber herkömmlichen Lehrwerken besteht in ihrer Kontinuität. Diese wird dadurch gewährleistet, dass jedes Jahr ein neuer Kalender auf dem Markt angeboten wird, was bei anderen Lehrwerken nicht der Fall ist. Es handelt sich bei den Sprachkalendern somit um Dauerlehrwerke.

Hat ein gegebener Lerner mit einem Sprachkalender einmal Erfolge erzielt bzw. erkannt, dass er eine Fremdsprache mit Spaß und Freude erweitern bzw. perfektionieren kann, so wird er sich im darauf folgenden Jahr wieder einen Kalender zulegen oder wünschen. Auf diese Weise wird der bis dahin erzielte positive Effekt weiter gefördert: Der Lerner wird seine Kenntnisse nicht nur mehr erweitern als zuvor, sondern durch die Kontinuität seiner Arbeit wird auch zuvor memorierter Stoff gefestigt. Kontinuität entsteht somit auf zwei Ebenen, einerseits:
- makrostrukturell, durch die Möglichkeit des Erwerbs eines neuen Kalenders Jahr für Jahr, und andererseits
- mikrostrukturell durch das regelmäßige Erlernen der Sprache Tag für Tag.
Auf diese Weise wird durch die Sprachkalender zwei, dem Fremdsprachenlernen abträglichen Tendenzen vorgebeugt:
- der Übermacht des „inneren Schweinehundes“: Durch die Motivation, auf Grund der Datumsorientierung und der kleinschrittigen Portionierung der Texte und Übungen auf dem aktuellen Stand zu bleiben, wird es den Lernenden erleichtert, beständig Sprachelemente aufzunehmen.
- Durch die jährliche Veröffentlichung eines neuen Kalenders wird dem Phänomen vorgebeugt, einmal erworbene Sprachkenntnisse zu lange ruhen zu lassen und damit dem Vergessen preiszugeben.

Unter diesem Aspekt erweisen sich die Spachkalender als jedem anderen Lehrwerk überlegen. Sie erscheinen in dieser Perspektive als eine äußerst wirksame Methode, Sprachkenntnisse autonom zu erwerben und zu erhalten. Eine funktionalere Ausrichtung als die beschriebene ist dabei kaum denkbar.


5. Korrespondenz Text – Bilder

Ein wesentlicher Kritikpunkt, der an den Sprachkalendern anzubringen ist, ist die oft nicht vorhandene Korrespondenz zwischen den Lehrtexten und den neben ihnen abgebildeten Zeichnungen. So ist am 18.06.1997 in spanischen Kalender unter der Überschrift Invitación a una comida die Rede von einem Restaurantbesuch mit japanischen Geschäftspartnern nach einer Vertragsunterzeichnung. Das Gespräch findet zwischen José und Mariuxi – also einem Mann und einer Frau – statt. Abgebildet sind zwei europäische bzw. westliche Geschäftsmänner, die beim Mondschein am Lagerfeuer jeder ein Würstchen grillen. Diese nicht vorhandene Korrespondenz zwischen Texten und Bildern ist zwar humorvoll gemeint und ringt dem Benutzer oft auch ein Lächeln ab. Von einer gegenseitigen Stützung verbaler und visueller Elemente, die wünschenswert wäre, kann jedoch in keiner Weise die Rede sein.

In demselben Kalender ist am 27.08.1997 unter der Überschrift El vecino atento die Rede von einem Gespräch mit Josés Nachbarn, über das Felipe berichtet. Abgebildet sind zwei nebeneinander aufgestellte Hundehütten mit einem wachen und einem schlafenden Hund – zwei Hunden also, die nicht einmal miteinander kommunizieren. Aktualisiert wird hierbei einzig und allein der nachbarschaftliche Charakter dieser Hunde – mit dem Text zu tun haben sie jedoch darüber hinaus nichts. Auch hier ist der humorvolle Aspekt der einzige, der zur Verteidigung eines solchen Ansatzes angeführt werden könnte. Funktional ist diese Präsentation jedoch nicht.


Am 01.10.1997 ist im spanischen Kalender unter dem Titel La manifestación ein Gespräch zwischen Cecilia und Mariuxi über eine Anti-Auto-Demonstration abgedruckt. Abgebildet werden ein Mann und eine Frau mit Transparenten, die sie in die Höhe halten und die ihr jeweiliges Geschlechtssymbol zeigen. Auch hier besteht – außer dem Aspekt der Demonstration – keinerlei Verbindung zum Text – im Gegenteil: Man ist veranlasst zu vermuten, es handele sich um eine geschlechterspezifische Demonstration – mit dem Auto als Thema hat dieses Bild nichts zu tun.


Am 30.08.2000 ist im italienischen Kalender unter dem Titel Fruta per cena ein Dialog zwischen Carlo und Laura reproduziert, der sich um das Abendessen dreht und die Vernunft, zu diesem Anlass Obst zu essen, thematisiert. Abgebildet ist ein Tierpfleger in einem Zoo, der einem Gorilla Bananen und Ananas in den Käfig bringt. Auch hier gibt es keinerlei Korrespondenz zwischen Text und Bild, die über die Verspeisung von Obst als gemeinsamem Nenner hinausgeht. Als Bildstützung eines gegebenen Textes ist dies zu wenig.


Am 14.08.2000 findet unter dem Titel Tra piante e fiori zwischen Carlo und Laura ein Dialog statt, in dem es darum geht, einen Garten haben zu wollen. Bis zur Realisierung dieses Traumes will sich Carlo weiterhin um seinen Kaktus kümmern. Abgebildet wird ein Mexikaner mit Poncho und Sombrero, der in der Wüste steht und einen in einen Topf gepflanzten Kaktus in den Händen hält. Auch in diesem Falle ist – bis auf den Aspekt des Kaktusses – keinerlei Bezug zum Text festzustellen: Auch hier ist wieder eine unzureichende visuelle Stützung des Textes gegeben.


Am 17.09.2004 gibt es im französischen Sprachkalender unter Titel Une bonne recette einen berichtenden Text darüber, wie Pilze zubereitet werden. Abgebildet ist eine Hexe, die in ihrer Kammer mit einer Fledermaus und einer Katze als Begleiter, an Hand ihres Rezeptbuches ein Pilzgericht zubereitet. Auch hier existiert – außer dem gemeinsamen Nenner der Pilze – keinerlei Bezug zum Text. Das gleiche Bild wird im gleichen Jahr und sogar am gleichen Tag, am 17.09.2004, im spanischen Sprachkalender verwendet. Unter dem Titel Cocinando las setas geht es – hier in Dialogform – ebenfalls darum, wie Pilze zubereitet werden. Auch hier besteht nur der gemeinsame Aspekt der Pilze und ihrer Zubereitung.


Am 06.09.2004 wird im französischen Text unter dem Titel A la kermesse zwischen Laurence, Nathan und Rosalie erörtert, was sie auf der Kirmes, die sie gerade besuchen, gern machen würden. Abgebildet ist ein Vater, der mit seinem Kind auf einem Spielplatz eine Rutschbahn benutzt. Auch hier existiert wieder kein Bezug zwischen Text und Bild – abgesehen von demjenigen, sehr künstlich hergeleiteten, des Vergnügens und vergnüglicher Aktivitäten. Hier besteht die Gefahr, dass die Lernenden das Substantiv la kermesse auf das Phänomen Spielplatz reduzieren, was jedoch unzulässig ist. Auch dieses Bild wird erneut verwendet, und zwar am gleichen Datum im spanischen Sprachkalender. Unter dem Titel En el parque de recreo wird in einem beschreibenden Text dargestellt, welche Möglichkeiten der Belustigung in einem Vergnügungspark existieren. Auch hier suggeriert das gleiche Bild mit dem Vater und seinem Sohn auf der Rutschbahn, dass diese mit ihrem Spielplatzcharakter einen Vergnügungspark ausmache, was eine deutliche Simplifizierung des Phänomens darstellt.


Am 11.08.2004 figuriert im französischen Sprachkalender unter dem Titel Qui nage le plus vite? ein Dialog zwischen Nathan, Jean, Sophie und Rosalie um ein Wettrennen zwischen Nathan und seinem Vater Jean. Abgebildet ist ein Junge, der mit zwei Delphinen um die Wette schwimmt, wobei der Junge leicht führt. Auch hier gibt es – außer dem Wettschwimmcharakter – keinerlei Bezug zum Text.. Auch hier wird das gleiche Bild in demselben Jahr mit demselben Datum im spanischen Srpachkalender verwendet – unter dem Titel Concurso de natación. Auch hier handelt es sich um einen Dialog - jedoch nur zwischen zwei Personen, Ana und Juanito -, in dem es um einen Schwimmwettbewerb zwischen zwei Mannschaften geht.


Außer dem mangelnden Bezug bzw. der unzureichenden Korrespondenz zwischen Texten und Bildern ist zu kritisieren, dass in den Sprachkalendern die Tendenz besteht, die gleichen Bilder sprachübergreifend in mehreren Kalendern zu verwenden. Die Reduktion des Bezugs zwischen Texten und Bildern auf jeweils einen sehr kleinen gemeinsamen Nenner mag auf einem Bestreben zur Ökonomie basieren: Je weniger Bezug zwischen Texten und Bildern besteht, desto polyvalenter sind die Bilder einsetzbar. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist ein solches Vorgehen zu verstehen; unter lernpsychologischen Gesichtspunkten, bei denen es darum geht, zu memorierenden Stoff auf mehreren Ebenen anzuordnen, mehreren Sinnesorganen erfassbar zu machen, kann für dieses Vorgehen dagegen keinerlei Verständnis aufgebracht werden. Hier ist an die Verlage zu appellieren, freundlicher und lernförderlicher mit ihren Kunden umzugehen.


6. Medienstützung

Ein weiterer Kritikpunkt, der an den Sprachkalendern angebracht werden muss, ist die fehlende Medienstützung. Es liegen keinerlei CD´s, DVD´s, Kassetten oder Videos vor, mit Hilfe derer es möglich wäre, die dargebrachten Lehrtexte und Dialoge hörbar zu machen bzw. zu visualisieren. Im Vergleich zu herkömmlichen Lehrwerken liegt hier somit ein wichtiger Kritikpunkt der Sprachkalender.

Nimmt man die Sprachkalender isoliert für sich, kann man dagegen nicht erwarten, dass eine solche Medienstützung angeboten wird. Die Sprachkalender wenden sich in aller Regel nicht an solche Lerner, die den Sprachlernprozess ohne jegliche Vorkenntnisse beginnen; sie wenden sich vielmehr an solche Lerner, die sich die jeweilige Sprache – zumindest in ihren Grundzügen – bereits angeeignet haben. Eine solche Adressatengruppe benötigt jedoch kaum Unterstützung durch akustische oder visuelle Medien. Solche Lerner wissen, wie die Fremdsprache ihrer Wahl in etwa auszusprechen ist. Der angebrachte Kritikpunkt ist somit deutlich zu relativieren. Es wäre wünschenswert, wenn Sprachkalender eine Medienstützung – zumindest in reduzierter Form – offerieren würden, zu kritisieren ist die nicht vorhandene Medienstützung jedoch aus den genannten Gründen nur sehr bedingt.


7. Sprachenangebot

Ein weiterer Kritikpunkt an den Sprachkalendern besteht darin, dass sie nur für ein sehr begrenztes Sprachenangebot existieren. Im Einzelnen sind dies die in Deutschland gängisten Fremdsprachen, also Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch. Auch dieser Kritikpunkt ist jedoch zu relativieren, denn in diesem Falle müssen in der Tat die wirtschaftlichen Interessen der Verlage in Betracht gezogen werden. Zu fordern, dass beispielsweise solche Sprachen wie Chinesisch oder Japanisch in die Programme aufgenomen würden – oder auch solche europäischen Sprachen wie Schwedisch oder Dänisch – wäre unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten utopisch. Dagegen ist sehr positiv zu werten, dass eine auf der Welt quantitativ vergleichsweise gering ausgeprägte Sprache wie das Italienische Teil des Sprachkalenderprogramms ist. Somit ist in realistischer Sichtweise das vorhandene Sprachenangebot unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten trotz der genannten Begrenzung als akzeptabel anzusehen.

8. Abschließende Bemerkungen


In unseren Ausführungen ist deutlich geworden, dass Sprachkalender in der Tat eine Sonderform des Lehrwerkes darstellen. Sie weisen wichtige, wesentliche Züge von Lehrwerken auf, wobei ein relevanter Teilbereich von Lehrwerken – die Stützung durch Medien – hier nicht gewährleistet wird, nicht gewährleistet werden kann. Sprachkalender haben sich in unserer Untersuchung als eine hochgradig funktionale Form des autonomen Spracherwerbs erwiesen, und zwar für solche Lerner, die mehr als Grundkenntnisse der jeweiligen Sprache besitzen. Sprachkalender sind aus diesem Grunde für die komplettierende Erlernung von Fremdsprachen sehr zu empfehlen: Für freizeitlich orientierte Lerner ebenso wie für diejenigen Lerner, die eine Fremdsprache aufrechterhalten möchten oder die Sprache zum Reisen brauchen, aber auch allgemein für solche Lerner, die sich vokabularisch auf dem aktuellen Stand halten möchten. Auf Grund ihrer breiten Akzeptanz beim Publikum ist davon auszugehen, dass Sprachkalender die fremdsprachliche Kompetenz hierzulande zu einem nicht unbeträchtlichen Teil fördern. Appelliert sei an die Verlage, die hier formulierten Kritikpunkte in Zukunft zu verbessern und vielleicht die eine oder andere neue Sprache in ihr Programm aufzunehmen. Zu loben sind die Verlage dagegen für die Erfindung des Sprachkalenders als Institution mit eigenständiger Existenzberechtigung.


Literatur

Berlitz Sprachkalender ’97 SPANISCH (o.O, o.J.). Ein Harenberg-Kalender.


Bredereck, Stefania (1999): Berlitz Sprachkalender Italienisch 2000. Dortmund: Harenberg Kalender Verlag.


Delius, Peter und Berlitz-Redaktion (Hrsg.) (2004): Berlitz Sprachkalender 2005 Französisch. München: Berlitz Publishing.


Martens, Susanna / María del Pilar Bárbara Suárez (2003): Berlitz Sprachkalender 2004 Spanisch. Ein Harenberg Sprachkalender. Dortmund: Harenberg Kalender Verlag.


Regler, Juliane (1993): Sprachkalender ´94 FRANZÖSISCH. Dortmund: Harenberg Kalender-Verlag.


Regler, Juliane (unter Mitarbeit von Swantje Kristina Huse) (2003): Harenberg Sprachkalender Französisch 2004.Dortmund: Harenberg Kalender Verlag.